Samstag, 27. September 2008

Arrangierte Hochzeit

Vanthana ist eine der ganz netten Mitarbeiterinnen in der SAE in Chennai. Und sie ist seit Juli verheiratet. Heute war nicht viel los im Büro und wir sind ins plaudern gekommen. Da hat sie mir erzählt, dass ihre Hochzeit arrangiert war.
Im ersten Moment bleibt einem bei so einer Ansage mal kurz die Sprache weg. Natürlich weiss ich, dass in Indien viele, wenn nicht die meisten, Hochzeiten immer noch arrangiert sind, aber sie ist die erste Inderin, die ich getroffen habe, die mir das von sich erzählt hat.
Jetzt entspricht Vanthana nicht unbedingt dem Bild das man sich vorstellt, wenn man von einer Braut hört, die ihren Bräutigam erst bei der Verlobung das erste Mal zu Gesicht bekommt. Klar, sie trägt immer Saris in der Firma (aber die meisten Frauen hier tragen traditionell indische Kleidung), hat Sindoor im Scheitel, aber sie ist eine intelligente, lustige, hochgebildete, hübsche, moderne 25-jährige.

Bei ihr lief das so ab. Sie erzählte, dass sie eigentlich nie wirklich vor hatte zu heiraten. Sie war glücklich mit ihrer Karriere (sie ist die Assistentin vom Boss) aber eines Tages hat ihre Mutter sie zur Seite genommen und ihr gesagt, dass ein Angebot (mir fällt kein besseres deutsches Wort dafür ein) für sie gekommen sei und sie sich das doch mal überlegen sollte. Das Angebot kam von entfernten Verwandten ihres Vaters. Sie kannte, und mochte, die Mutter des Bräutigams. Eine Cousine der Cousine ihres Vaters. Deren Sohn kannte sie aber nicht.
Jetzt kommt das was mich wirklich erstaunt hat. Sie wollte kein Foto von ihm sehen, geschweige denn ihn einmal treffen um ihre Entscheidung zu fällen. Ihre Eltern fanden das Angebot gut (Es wird als grosse Ehre angesehen, wenn so ein Hochzeitsangebot von Seiten des Bräutigams kommt. Normal ist eher, dass es von Seiten der Braut kommt) und deshalb hat sie einfach eingewilligt.
Vanthana sagte: "His Mother is a very good and nice woman, so I was sure he would have been raised to be a good person" Also sinngemäss, da sie den Charakter ihrer Schwiegermutter in Spe sehr mochte, war sie sich sicher, dass die einen ebenso guten Sohn erzogen hätte. Und das reichte ihr als Grund zuzusagen. Die anderen Auswahlkriterien haben auch gepasst: Er war aus der gleichen Kaste und ihre Horoskope passten auch zueinander, also wurde im Juli 2007 die Verbindung fixiert und dann im Oktober die Verlobung gefeiert.

Ab dem Zeitpunkt, zu dem sich die Familien einig wurden hatte sie dann auch Kontakt zu ihm. Und zwar per Chat. Sie sagte es fiel ihr anfangs sehr schwer mit ihm zu telefonieren, aber im Chat hat sie sich sicher gefühlt und sie haben stundenlang gechattet und sich sehr gut verstanden. Trotzdem hat sie ihn erst bei der Verlobung zum ersten Mal getroffen und gesehen. Mit Reden war da ebenfalls nicht viel aufgrund der ganzen Rituale.
Auch nach der Verlobung haben sie sich kaum getroffen. Sie war dann einmal mit ihren Schwestern, deren Ehemännern und ihm Essen. Und am Valentinstag war dann das erste Mal, dass sie sich allein getroffen haben. Sie sind zuerst in einen Tempel gegangen (darauf hat sie bestanden) und danach waren sie dann den ganzen Nachmittag im Amethyst (!) Da sassen sie dann und haben Fotos voneinander gemacht, stundenlang geplaudert und da hat es bei ihr dann auch gefunkt.
In den darauffolgenden Monaten haben sie sich nur zweimal weitere Male getroffen, aber fast täglich stundenlang telefoniert. So haben sie sich immer besser kennengelernt. Sie sagt schon, dass sie in den Monaten vor der Hochzeit manchmal Panik bekommen hat. Aber echte Zweifel sind ihr nie gekommen.
Die Mädel im Büro ziehen sie immer noch damit auf, wie sie sich vor der Hochzeit verhalten hat. "I was acting like a love-crazy teenager".

Im Juli war dann die Hochzeit. Ganz traditionell über mehrere Tage. Bei dem Hochzeitsempfang am Vortag der eigentlichen Hochzeitszeremonie (also dem ums Feuer gehen usw) waren über 1000 Gäste.
Auf meine Frage, ob er denn so ist, wie sie sich das vorgestellt hat sagte sie "much better". Auch das Leben mit ihrer neuen Familie, sie lebt in einem Haus mit ihren Schwiegereltern und deren Eltern, klappt problemlos. Knapp ein Monat nachdem sie geheiratet hat, ist sie bei ihren Eltern zuhause auf Besuch gewesen und ihre Mutter hat sie, dann doch eher nervös, gefragt, wie sie denn von ihrer Schwiegermutter behandelt wird. Auf ihre Antwort: "Sie behandelt mich noch besser als du das getan hat" hat ihre Mutter vor Freude geweint.

Vanthana sagt, sie weiss, dass sie grosses Glück hatte. Sie ist sehr glücklich (und das sieht man auch). Jetzt wünscht sie sich noch ein wenig Zeit bevor sie ans Kinderkriegen denken will, denn sie sagt schon, dass sie ihren Mann noch besser kennenlernen will und muss und das geht ohne Kinder halt doch viel leichter.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

wow, tolle geschichte! bei arrangierten ehen denkt man eher nicht an ein happy-end. umso schöner das so jemand dann auch noch auf der sae arbeitet!

finds echt klasse das du so nette menschen um dich hast. :-)

chris

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website babaindia.blogspot.com Links tauschen